1. Tag - Anreise [Seite 2/9]
Nun war es endlich soweit, dass ich nach Malta fliegen sollte. Ich stieg in
meinem Wohnort Koblenz in den Zug ein, um zum Flughafen Frankfurt zu fahren. Im Zug fiel
mir eine Frau auf, die permanent an ihrem großen knallorangefarbenen Koffer
herumhantierte, weil dieser ständig umfiel. Ich fragte mich, wohin sie wohl wollte mit
solch schwerem Gepäck. In Frankfurt angekommen, ging es erst mal durch etliche Gänge,
über Rolltreppen und Schwebebahnen, bis ich endlich am Schalter angelangt war. Ich reihte
mich in die Schlange zum Einchecken ein und hörte plötzlich ein erschöpftes Stöhnen
hinter mir. Ich drehte mich um und da stand doch tatsächlich die Frau mit dem
orangefarbenen Koffer. Ach nee, auch nach Malta? Wo denn hin? Ach so, Sliema, da
fahre ich auch hin. Fahren Sie auch alleine, nee gibt's doch nicht, ich auch. Da werden
wir uns ja bestimmt mal über den Weg laufen." Das fing ja interessant an. Übrigens
wog ihr Koffer 8 Kilo zu viel, was aber kein Problem darstellte, zumindest bei Air Berlin
nicht. Sie gab einfach nur an, wandern zu wollen, wobei man ihr viel Spaß wünschte. In
Wirklichkeit hatte sie wohl ihre halbe Bibliothek eingepackt.
Den Flug hatte ich trotz meiner schweren Erkältung gut überstanden, wenn
man mal von dem Aufsehen erregenden Hustenanfall beim Start absieht, und der Blick auf
Malta beim Anflug war einfach toll! Das Flugzeug flog erst an der goldgelb wirkenden Insel
vorbei und machte dann eine Wende zum Landen. Dort angekommen, mussten wir eine Weile auf
die Koffer warten, nachdem jeder eine schlecht lesbare Einreisekarte ausfüllen musste,
wobei wir feststellten, dass wir beide den gleichen Beruf haben. Diese Zeit nutzten meine
Reisebekanntschaft Tanja und ich, um uns für abends in Sliema an der Fähre zu
verabreden.
Nachdem ich denn nun endlich mit meinem Koffer zum Ausgang gedackelt war,
habe ich noch Geld getauscht. Zum Geldwechseln gibt es am Flughafen mehrere
Möglichkeiten, entweder man tauscht bei der Bank oder bedient sich am EC-Automaten.
Zusätzlich findet man aber auch einen Geldwechselautomaten, oben schiebt man seinen
Euro-Schein rein und unten kommt das maltesische Geld heraus, inklusive Quittung. Diese
Wechselautomaten findet man häufiger auf Malta.
Die Reiseleitung wies mich dann an, mich beim Fahrer mit der Nr. 19 zu
postieren, der mich zum Hotel bringen sollte. Neben ihm stand eine Frau und rauchte. Es
stellte sich heraus, dass sie Andrea hieß, auch alleine nach Sliema fuhr und einen
Sprachkurs besuchen wollte. Als wir dann im Bus saßen, tauchte noch eine einzelne Frau
auf, die in den Bus hineinfragte, ob jemand etwas mit ihr unternehmen wolle. Sie sei
alleine unterwegs. Ich drehte mich um und bot den beiden kurzerhand an, doch auch am Abend
zur Fähre zu kommen. Beide sagten spontan zu. Das fing ja wirklich lustig an. Mir war
sofort klar, dass es nicht langweilig würde und ab diesem Moment war ich voll in
Urlaubsstimmung und habe für die restliche Woche von Arbeit und Alltag gut abschalten
können. Übrigens fiel mir und den anderen auf, dass es anscheinend viele Alleinreisende
auf Malta gibt.
Meine Unterkunft war das Hotel Petit Paradis in Sliema. Sehr
einfach ausgestattet mit kontinentalem Frühstück, aber das wusste ich vorher und für
eine Woche genügte mir das. Einziges Highlight des Hotels war ein kleiner Swimmingpool
auf dem Dach. Sehr angenehm, wenn man sich mal kurz abkühlen oder mit Blick auf den Hafen
ein Stündchen in der Sonne sitzen möchte. Sliema hatte ich mir ausgesucht, weil es eine
zentrale Lage hat und es von dort aus auch mit dem Bus einige Querverbindungen gibt. Eine
Bushaltestelle war direkt vorm Hotel. Auf das Bus fahren werde ich hier wohl noch öfter
zu sprechen kommen - ein Erlebnis!
Im Hotel habe ich erst mal meine Sachen ausgepackt und bin unter die Dusche
gehüpft. Inzwischen war es bereits dunkel geworden und dann war es auch schon Zeit, zum
vereinbarten Treffpunkt zu gehen. Auf dem Weg dorthin habe ich eine der Frauen im Hotel Kennedy
Nova abgeholt, das nur wenige Meter entfernt vom Petit Paradis liegt. Dieses
Hotel hob sich deutlich positiv von allen anderen ab und Gerhild schwärmte die ganze
Woche über vom Zimmerservice und dem guten Essen.
An der Fähre haben wir vier uns dann schnell gefunden und sind in ein
Restaurant gegangen. Dort musste ich erst mal probieren, ob mir das Kinnie noch
so gut schmeckt wie damals. Kinnie ist ein alkoholfreies maltesisches Nationalgetränk,
eine Limo aus Kräuter- und Orangenextrakten, die eher herb schmeckt und den Durst
löscht. Sie schmeckte. Beim Essen haben wir uns dann ein bisschen kennen gelernt und uns
für sympathisch befunden, so dass wir uns für den nächsten Abend verabredet hatten, was
sich dann auch die ganze Woche über hinzog. |